Woran erkenne ich, dass mein Pferd Rückenprobleme hat?
Rückenprobleme und Schmerzen können sich bei Pferden auf vielfältige Art und Weise äußern. Manche Pferde zeigen ihre Beschwerden erst unterm Sattel, während andere bereits im alltäglichen Umgang oder sogar dauerhaft Schmerzreaktion und Unwohlsein zeigen.
Leider werden Anzeichen für Rückenschmerzen bei Pferden oft nicht als solche wahrgenommen. Schlimmstenfalls werden sie schnell als Unwillen abgestempelt, bestenfalls als Anzeichen für andere Probleme gesehen. Daher sollte auch bei Problemen, die nicht direkt im Rücken zu liegen scheinen, dieser als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.
So können z.b. auch Lahmheiten durch Rückenschmerzen erzeugt werden oder das einfache Anheben eines Beins bereitet dem Pferd schon Schmerzen, sodass es plötzlich keine Hufe mehr geben möchte. Auch wenn ein Pferd die Hinterhand auffällig weitaus stellt oder die Hinterbeine beim Laufen schleifen lässt, kann dies auf Probleme im Rücken hindeuten. Ebenso ein allgemeiner Verlust der Lauffreude, Bewegungsfreude und es Bewegungsdrang und allgemein eine ungewöhnliche Unlust.
Deutlicher wird es schon, wenn das Pferd empfindlich auf Berührung im Rückenbereich reagiert. Manche Pferde zucken bei Rückenschmerzen auf Berührung kurz weg, andere gehen regelrecht in die Knie. Ein schneller Test, den jeder selbst ausführen kann, ist es mit zwei Fingern an beiden Seiten, rechts und links, der Wirbelsäule entlang zu fahren und zu schauen, wie das Pferd reagiert. Dass es anfangs kurz weg zuckt, kann eine normale Reaktion auf eine plötzliche Berührung sein. Tut dein Pferd dies jedoch wiederholt oder federt nicht gleich wieder zurück, sondern drückt den Rücken von der Berührung weg, tut die Berührung vermutlich weh. Auch kommt es vor, dass Pferde mit Rückenproblemen den Schweif schief halten oder einklemmen, um die schmerzenden Muskeln zu entlasten.
Außerdem zeigen Pferde auch über ihre Mimik recht deutlich Schmerzen Unwohlsein an. Sie haben tatsächlich ein richtiges Schmerzgesicht: die Lippen, das Maul und die Kaumuskulatur sind angespannt, die Augenpartie hat “Sorgenfalten”, die Ohren sind angespannt nach hinten gerichtet. Natürlich ist das Schmerzgesicht kein alleiniges Indiz für Schmerzen im Rücken. Dennoch kann es ein guter Hinweis sein und ein Grund auf Ursachenforschung zu gehen.
Wie wirken sich Rückenprobleme beim Reiten aus?
Nicht nur im allgemeinen Umgang, auch bzw. insbesondere beim Reiten werden Rückenprobleme beim Pferd deutlich. Leider werden sie häufig nicht als solche erkannt, sondern als Unwilligkeit und Unvermögen des Pferdes gedeutet. Erste Anzeichen von Schmerz und Abwehrreaktionen zeigen sich oft schon beim Satteln, in dem das Pferd versucht dem Sattel auszuweichen, beim Auflegen den Kopf hochreißt oder sogar versucht beim Satteln zu treten oder beißen. Diese Anzeichen können auch beim Aufstiegen auftreten.
Je nach Art der Schmerzen und dem Charakter des Pferdes, können sich die Schmerzen unterm Sattel in ganz unterschiedlicher Art und Weise äußern. Wären eher introvertierte Pferde dazu neigen, dem Schmerz durch möglichst wenig Bewegung zu entgehen und daher nicht mehr vorwärts laufen, kann es sein, dass ein extrovertiertes Pferd versucht dem Schmerz davonzulaufen und plötzlich unkontrollierbar durchgeht oder ihn abzubuckeln versucht. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Schmerz durch den Sattel und oder das Reitergewicht erzeugt bzw. verstärkt wird.
Plötzlich und unerklärliche Rittigkeitsprobleme können auf Rückenproblemen zurückzuführen sein. So ist es z.B. typisch, dass sich Pferde im Rücken festhalten und nicht mehr mitschwingen, Hals und Rücken werden weggedrückt und der Kopf hochgetragen. Sie lassen sich nicht mehr stellen und biegen und fangen an, sich gegen den Zügel zu wehren indem sie mit dem Kopf schlagen oder sich einrollen. Manche Pferde Strecken sogar wegen Rückenproblemen die Zunge heraus. All das sind keine Unarten, sondern Ventile um einen Schmerz zu mildern oder zumindest einem Unwohlsein Luft zu machen.
Ursachen von Rückenproblemen beim Pferd
Die Ursachen die zu Rückenschmerzen beim Pferd führen können, sind genauso vielfältig wie ihre Symptome. Ein Hauptproblem sind aber wohl unpassende Ausrüstung und schlechte bzw. fehlende Gymnastizierung. Besonders ein unpassender Sattel ist Gift für den Rücken eines Pferdes. Statt dass sich der Sattel, wie er es soll, an die Muskulatur des Pferdes anschmiegt und das Gewicht des Reiters gut auf die tragenden Muskeln verteilt, konzentriert sich der Druck bei einem schlecht sitzenden Sattel auf einzelne Stellen. Das tut weh und beeinträchtigt die Muskeln im Wachstum. Eine falsche Körperhaltung und Verspannungen sind die Folge, welche auf Dauer zu ernsthaften Schäden am Rücken führen können.
Stören Gebiss
oder Kopfstück das Pferd, kann sich auch dies negativ auf den Rücken
auswirken. Das Pferd wird versuchen sich gegen den Störfaktor zur Wehr
zu setzen, indem es z.B. den Kopf hoch reißt, das Maul aufsperrt, gegen die Hand zieht
oder sich einrollt. All dies verhindert durch das Zusammenspiel der
Muskelstränge im Körper des Pferdes, dass sich der Rücken aufwölben
kann. Doch nur wenn es den Rücken aufwölbt, kann ein Pferd die richtige Muskulatur einsetzen,
um sich gesund zu bewegen und den Reiter so tragen zu können, dass es
keinen Schaden nimmt. Dies ist auch der Grund, weshalb richtige Gymnastizierung
für Reitpferde so wichtig ist. Nur durch diese lernt ein Pferd sich
selbst und den Reiter so zu tragen, dass es durch die Belastung, die der Reiter für seinen Körper darstellt, keinen Schaden nimmt. Durch das Anspannen eines aufgewölbten Rückens, kann das Pferd den Reiter auf dem langen Rücken und dem Trapezmuskel
tragen, die zusätzlich durch die Bauchmuskulatur von unten her
unterstützt werden. Drück das Pferd den Rücken hingegen weg, trägt es
den Reiter mit der empfindlichen Wirbelsäule,
die so nach unten gedrückt wird. Die Muskeln verkürzen und verspannen
sich und können so zusätzlich zu Schmerzen führen. Dabei ist ebenfalls
zu bedenken, dass nicht nur der Reiter auf der Wirbelsäule sitzt,
sondern mit den Organen auch noch ein großer Teil des Eigengewichtes des
Pferdes an dieser verletzlichen dünnen und instabilen Konstruktion
hängt und diese noch zusätzlich nach unten zieht.
Stell dir einmal vor du sollst ein Kind auf dem Rücken tragen, mit einem auf gewölbten Rücken bzw. einen Buckel wird dir dies leichter fallen und angenehmer sein, als wenn du den Rücken beim Tragen
zu einem Hohlkreuz durchdrückst. Nun ist es aber sowohl für dich, als
auch für dein Pferd anstrengender längere Zeit mit auf gewölbten Rücken
zu laufen. Daher muss dies ganz speziell trainiert und erarbeitet
werden.
Durch das Zusammenspiels der Muskulatur ist auch bei nach oben gestrecktem Kopf und herausgedrücktem Unterhalts das Tragen auf der Rückenmuskulatur nicht möglich. Dies ist allerdings nicht mit einer korrekten Aufrichtung zu verwechseln, bei der die Muskeln gut arbeiten können.
Neben diesen direkt von Menschen beeinflussen Faktoren, spielt auch die Haltungsform eine
wichtige Rolle für die Rückengesundheit des Pferdes. Pferde sind
Lauftiere, die sich in der freien Natur hauptsächlich fressend mit
gesenktem
Kopf im Schritt fortbewegen. Bei dieser Haltung wird der Rücken
automatisch aufgewölbt und die Bauchmuskeln spannen sich an. Durch die
dauerhafte Bewegung bleiben die Muskeln aktiv und geschmeidig. Wird
einem Pferd nun
die Möglichkeit zu dieser Art der Nahrungsaufnahme und Fortbewegung
genommen, kommt es schnell zu Problemen im Bewegungsapparat. Durch
fehlende Bewegung werden die Muskeln inaktiv. Sie bilden sich zurück und
können leicht verspannen. Wird
das Pferd zudem noch durch hoch angebrachte raufen und Futtertröge
gezwungen dauerhaft mit erhobener Kopfhaltung zu fressen, werden die
Muskeln zusätzlich noch falsch belastet. Der Effekt ist der gleiche wie
beim Reiten mit hohem Kopf. Zwar ist dies hier nicht ganz so stark, da
keine zusätzliche Belastung durch einen Reiter erfolgt, da diese Kopfhaltung aber über einen weitaus längeren Zeitraum erfolgt, nicht minder schlimm.
Neben
diesen Ursachen, die direkt auf den Rücken wirken, kann ein
Rückenproblem beim Pferd aber tatsächlich auch durch einen anderen Teil
des Körpers verursacht werden. Hat es z.B.
Schmerzen im Bein oder der Schulter, wird es versuchen, diese durch
Schonhaltung und die Benutzung anderer Muskelgruppen zu kompensieren.
Tut es dies so gut, dass die Schmerzen über längere Zeit nicht erkannt
und behandelt werden, entstehen schnell eine Fehlbelastung anderer
Muskeln und Gelenke, was sich fast immer negativ auf den Rücken
auswirkt, da hier viele Muskeln zusammenlaufen.
Bringt ein Pferd von Haus aus eine Fehlstellung wie z.B.
Bella einen Beckenschiefstand, oder eine Fehlstellung der Hufe mit,
muss diese aus genau diesem Grund besonders berücksichtigt werden. Lässt
sich die Fehlstellung nicht oder nur begrenzt korrigieren, ist es
notwendig diese durch entsprechendes Training auszugleichen.