Dressurübungen fürs Gelände
- von Svenja Stuck
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- 16 Sept., 2021
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Draußen effektiv trainieren
Auch ohne Platz oder Reithalle ist es möglich ein Pferd dressurmäßig zu arbeiten. Natürlich ist es schon eine enorme Herausforderung ein Pferd im Gelände bis zu höheren Klassen und in schwierigen Lektionen auszubilden, doch können im Wald und in den Feldern erste Übungen und Grundlagen für die weitere Entwicklung gelegt werden. Auch ich versuche in unsere Ausritte immer wieder kleinere Lektionen einzubauen.
Übergänge
Übergänge gehören zu den Übungen die ich mit Bella am häufigsten im Gelände reite. Sie lassen sich eigentlich überall reiten und gut in jede Strecke einbauen. Da sie eine kleine Rennmaus ist und am liebsten einfach immer durchgaloppieren würde, ist es aber gerade am Anfang eines Ritts nicht immer ganz so einfach sie von Übergängen zu überzeugen. Das gilt insbesondere für Übergänge in eine langsamere Gangart oder gar zum Halten :D Umso mehr kann ich mich dann aber freuen, wenn sie nach ein paar Wiederholungen direkt auf die kleinste Hilfe reagiert!
Bei Übergängen achte ich vor allem darauf, dass diese sauber und auf den Punkt geritten werden. Ich möchte, dass das Pferd möglichst ohne Verzögerung und mit einem sauberen Tritt bzw. Sprung die Gangart wechselt. Übergänge sind in den verschiedensten Variationen möglich: ganz einfach vom Halten in den Schritt, vom Schritt zum Trab, vom Trab zum Galopp und jeweils umgekehrt, oder auch schwieriger wie z.B. vom Schritt in den Galopp, vom Trab zum Halten etc. Auch das Rückwärts kann natürlich in die Übergänge mit eingebaut werden.
Allgemein achte ich darauf, dass ich immer nur sehr wenige Wiederholungen einer Übung am Stück reite. Ich höre lieber nach einem guten Versuch auf und streue die Übung später noch ein oder zwei Mal im Laufe des Ritts ein.
Stellen & Biegen
In der Bahn ist es selbstverständlich das Pferd richtig zu stellen, im Gelände machen dies hingegen eher weniger Reiter. Dabei bieten langgezogene Kurven, genauso wie gerade Stücke die optimale Möglichkeit das Pferd immer mal wieder nach links oder rechts einzustellen. Anfangs reichen ein paar Schritte in Stellung, insbesondere wenn das Pferd diese noch nicht gut kennt und es nicht gewöhnt ist in Stellung geritten zu werden. Später kann die Dauer auch ausgedehnt werden.
Ich achte darauf, die Stellung immer mal wieder abzuwechseln und beide Seiten möglichst gleich viel zu üben bzw. die schlechtere Seite immer ein bisschen mehr.
Hat das Pferd die Stellung verstanden und kann diese halten, kann auch die Biegung hinzugenommen werden. So kann zum Beispiel um eine enge Kurve oder auch um Hindernisse herum eine Biegung gefragt und geritten werden.
Schlangenlinien
Schlangenlinien zu reiten ist eine Übung, die sich super mit dem Stellen und Biegen verbinden lässt. Klar lassen sich im Gelände oft nicht so große Bögen reiten, wie es in der Bahn möglich ist. Ein breiter Feldweg oder auch ein Feldweg mit zwei Fahrrillen eignen sich aber mindestens für flache Schlangenlinien. Eine Variationsmöglichkeit besteht hier zum Beispiel in der Länge der gerittenen Bögen oder mit Übergängen innerhalb der Schlangenlinien. Für den Anfang würde ich möglichst gerade Wege empfehlen. Wer den Schwierigkeitsgrad steigern möchte, kann später auch Schlangenlinien in Kurven versuchen.
Wichtig ist es in der Schlangenlinie darauf zu achten, das Pferd bei jedem Richtungswechsel korrekt umzustellen.
Tempowechsel
Wer schlichte Übergänge zu langweilig findet, kann auch versuchen das Tempo innerhalb einer Gangart variieren. Meiner Erfahrung nach neigen viele Pferde im Gelände dazu einfach drauflos zu laufen. Gerade in schnellen Gangarten ist das oft zu beobachten. Da ist es dann eine Herausforderung das Pferd erst einmal wieder „einzufangen“ um langsamer zu werden oder es auch hinterher kontrolliert wieder zu beschleunigen. Wenn die Variationen klappen, achtet darauf wie Euer Pferd das Tempo verändert: Läuft es einfach langsamer bzw. schneller oder verkürzt bzw. verlängert es seine Tritte und bleibt im Rhythmus? Hier könnt Ihr versuchen beide Variationen gezielt rauszureiten wobei zweiteres deutlich schwieriger ist.
Eine besondere Herausforderung ist der "Tropfenschritt" oder das Schrittezählen. In dieser Übung soll das Pferd im Schritt so langsam schreiten, dass der Reiter prblemlos jeden einzelnen Schritt zählen kann, ohne dass das Pferd hierbei ins Stocken gerät und den Fluss in der Bewegung verliert. Diese langsame Bewegung verlangt vom Pferd viel Balance und Koordination.
Seitengänge
Auch für Seitengänge bietet das Gelände viele Möglichkeiten. Auf einem breiten geraden Weg lassen sich beispielsweise hervorragend Schenkelweichen von einer Seite zur anderen üben. Kurven bieten einen tollen Anfangspunkt für ein Schulterherein. Für das Erlernen von Seitengängen können „natürliche“ Hilfen wie Büsche und Zäune genutzt werden. Bella hat das Seitwärtsgehen zwar vom Boden aus gelernt, doch auch beim Reiten kann eine Begrenzung nach vorne eine gute Orientierungshilfe für die ersten seitlichen Schritte sein.
Rückwärtsrichten
Das Rückwärtsrichten zeigt die Durchlässigkeit eines Pferdes. Oft lassen sich Pferde im Gelände viel schwieriger rückwärts richten als in der Bahn. Probiert es mal aus.
Kurven richtig ausreiten
In der Bahn wird penibel darauf geachtet die Ecken ordentlich auszureiten. Im Gelände machen sich hingegen die wenigsten die Mühe Kurven und Kreuzungen richtig auszureiten. Achtet mal darauf, wie Ihr Kurven etc. reitet, wenn Ihr das nächste Mal im Gelände unterwegs seid. Versucht diese genau so sauber auszureiten wie die Ecken in der Bahn. Gerade wenn es wieder Richtung nach Hause geht, werdet Ihr merken, wie schnell eine Kurve geschnitten wird. Dies ist zudem eine super Übung um die Biegung eines Pferdes zu verbessern.
Koordination und Zusammenspiel
Übungen wie ein Tor vom Sattel aus zu öffnen oder einen umgestürzten Baum durchs Unterholz zu umreiten, haben zwar nicht direkt etwas mit Dressurübungen zutun, fördern aber Eure Koordination und Euer Zusammenspiel ungemein. Derartige Aufgaben lassen sich nur im Teamwork bewältigen, wenn Ihr Euch gegenseitig aufeinander verlassen könnt.
Tipps und Hinweise
Wenn Ihr anfangen möchtet mit Euren Pferden im Gelände Dressurübungen zu reiten, sollte es vorher schon sicher im Gelände laufen. Ein Pferd, das alle paar Meter scheut, wird sich nicht auf Euch oder die Übungen konzentrieren können. Ist das Pferd bei einem Ausritt hibbelig oder in einer Situation angespannt, macht es auch dann keinen Sinn eine Übung einzubauen.
Nutzt das Gelände und alles was es Euch zu bieten hat. Büsche, Bäume, Bänke usw. geben wunderbare Orientierungspunkte für das Beginnen und Beenden einer Übung ab. Äste auf dem Weg können als Stangen, Steine für Schlangenlinien genutzt werden. Lasst Eurer Fantasie freien Lauf :)