Das Hufegeben gehört zum alltäglichen Umgang mit dem Pferd dazu, wie das Putzen und das Reiten. Dabei ist es für Pferde gar nicht so selbstverständlich, dass sie dem Menschen ihr Bein überlassen. Wie alles andere auch, müssen Sie dies erst langsam und behutsam lernen.
Warum ist das Hufegeben für Pferde anfangs so schwierig?
Eigentlich ist es ja keine große Aufgabe für ein Pferd einen Huf vom Boden in die Luft zu heben, schließlich tun sie dies auch ständig beim Laufen. Dennoch tun sich viele Pferde, die das Hufegeben vielleicht nicht schon im Fohlenalter gelernt haben, hiermit anfangs sehr schwer. Warum ist das so?
Dies hat zwei Gründe, einen psychischen und einen physischen. Aus psychischer Sicht ist viel weniger das Anheben des Hufes an sich, als viel mehr das Angehobenlassen bzw. sogar das Festgehaltenwerden des Hufes das Problem. Pferde sind Fluchttiere, die Flucht ist ihr wichtigster Urinstinkt und das Instrument zum Überleben und hierfür benötigen sie alle vier Beine fest auf dem Boden. Stehen sie nur auf drei Beinen und wird das vierte vielleicht sogar festgehalten, wird ihnen eine mögliche Flucht erschwert bis unmöglich gemacht. Selbst wenn keine akute Gefahr droht, ist dies für ein Pferd erstmal eine sehr unangenehme Situation. Unruhe und manchmal sogar Panik sind also kein Ungehorsam, sondern lediglich ein Ausdruck dafür, dass das Pferd mit der Situation nicht parat kommt und überfordert ist.
Auch physisch ist das Hufegeben für ungeübte Pferde eine Herausforderung. Das Anheben des Hufes beim Laufen und einen Huf im Stand an zu heben und oben zu halten ist nämlich ganz und gar nicht das Gleiche. Während das Anheben der Beine beim Laufen der Fortbewegung dient und somit Teil einer nach vorne gerichteten Bewegung ist, bei der der Huf am Ende wieder auf dem Boden landen soll, erfordert es vom Pferd einige Balance um tatsächlich auf drei Beinen stehen zu bleiben. Das Gewicht, das normalerweise im Stehen mehr oder weniger gleichmäßig auf vier Beine verteilt wird, muss nun so umgelegt werden, sodass zum einen ein Bein komplett entlastet wird um es anheben zu können. Zum anderen muss es aber dennoch so verteilt sein, dass das Pferd trotz einer fehlenden Stütze nicht umfällt. Gar nicht so einfach, zumal sich Pferde auch schnell durch fehlende Balance verunsichern lassen. Schließlich kann auch das bei einer möglichen Flucht schnell zum Problem werden.
Doch wie kannst Du Deinem Pferd das Hufegeben beibringen, ohne, dass es dabei ein schlechtes Gefühl bekommt? Keine Sorge, es ist nicht so schwer, wie Du jetzt nach der vorangegangenen Erklärung vielleicht glaubst.
Das AnhebenVoraussetzung für ein stressfreies Hufegeben ist, dass sich Dein Pferd problemlos überall an den Beinen berühren lässt. Ist dies ein Problem musst Du dies vorher üben.
Der erste Schritt dabei, einem Pferd beizubringen die Hufe zu geben, ist es, ihm beizubringen auf ein bestimmtes Kommando hin die Hufe anzuheben. Ich verwende hierfür das Stimmkommando „Huf“ und tippe das entsprechende Bein leicht mit meinem Finger an.
Um dies zu etablieren, beginne ich mit einer Gerte oder einem Stick an einem der Vorderbeine. Ich arbeite hier zunächst mit einem Hilfsmittel, da Pferde anfangs schon mal etwas unkoordiniert und unkontrolliert auf ein Antippen reagieren können. Anstatt das Bein einfach anzuheben, kann es hier vorkommen, dass sie das Bein ohne Vorwarnung ruckartig hochreißen oder auch gezielt nach dem Störfaktor treten.
Gibt nun Dein Stimmkommando, wenn Du eines verwenden möchtest und tippe das Bein leicht mit der Gerte an. Gib Deinem Pferd etwas Zeit zu verstehen, was Du möchtest und darauf zu reagieren. Währenddessen tippst Du mit gleichbleibender Intensität weiter. Reagiert Dein Pferd nicht, wiederholst Du das Stimmkommando und steigerst die Intensität des Tippens ein wenig. Dies wiederholst Du nun so lange, bis Dein Pferd das Bein entlastet und anhebt oder hochzieht. Tut es dies, stellst Du das Antippen sofort ein und Lob sein Pferd ausgiebig. Selbst wenn ein Pferd mal etwas länger braucht, bis es versteht, was es tun soll und den Huf hebt, halte ich es nicht für sinnvoll sich gegen das Pferd zu lehnen um es zu zwingen das Bein zu entlasten und freizugeben. Zum einen bringt es das Pferd aus dem Gleichgewicht und kann es so verunsichern. Zum anderen ist das Pferd letztendlich deutlich größer und schwerer als ein Mensch und lernt so im schlimmsten Fall nur, sich halt stärker gegen diesen zu lehnen und seine Kraft auszunutzen. Ein Verhalten das hinter ja nur schwer wieder zu korrigieren ist. Je öfter Du diese Aufgabe wiederholst, desto früher wird Dein Pferd das Bein anheben, bis schließlich ein leichtes Antippen des Beines genügt. Funktioniert die sicher mit allen vier Beinen, kannst Du dies auch mit dem Finger üben und zum nächsten Schritt weiter gehen.
Hier erfährst Du, wie Du Deinem Pferd Stimmkommandos beibringst.
Das Festhalten
Damit Du Deinem Pferd die Hufe auskratzen oder der Schmied die Hufe bearbeiten kann, reicht es nun aber nicht aus, dass es dies einfach nur anhebt. Es muss auch zulassen, dass sie einige Zeit oben gehalten werden.
Hiermit beginnst Du, indem Du beim Anheben eines Beines ganz kurz die Hand unter den Huf legst um ihn oben zu halten. Ein kurzer Augenblick, vielleicht eine Sekunde, reicht hier für den Anfang. Wichtig ist, dass Du den Huf danach nicht einfach fallen lässt, sondern vorsichtig und sacht in Richtung Boden wieder freigibst. Das Ablassen des Hufes kannst Du auch mit einem Stimmkommando, z.B. „Setz ab!“, belegen. Lobe Dein Pferd anschließend ausgiebig. Lässt es den Huf für einen kurzen Moment ruhig oben, kannst Du die Intervalle langsam steigern, bis Du den Huf beliebig lange oben halten kannst. Hebe den Huf nicht zu hoch und nicht unnötig lange.
Auch, wenn es möglich ist, solltest Du einen Huf denn noch nicht übermäßig lange bzw. länger als nötig oben halten. Es ist für ein Pferd ziemlich anstrengend auf drei Beinen zu stehen und sich entsprechend auszubalancieren. Bei längeren arbeiten wie z.B. beim Schmied, solltest daher auch regelmäßig Pausen bekommen bzw. das Bein immer mal wieder gewechselt werden. Auch wenn Dein Pferd Dir den Huf mal entzieht, ist dies wahrscheinlich eher ein Zeichen dafür, dass es sich nicht mehr gut halten kommt, als Ungehorsam. Tut Dein Pferd dies, nimm den Huf einfach wieder auf.
Probleme beim Hufegeben
Was, wenn sich das Pferd beim Hufegeben auf den Menschen lehnt?
Für das Pferd ist es deutlich bequemer sich mit gegebenem Huf auf dem Menschen abzustützen, anstatt das Gewicht alleine auf den drei verbleibenden Beinen zu tragen und dabei auch noch die Balance zu halten. Dennnoch sollte es dies nicht tun. Schließlich hat so ein Pferd ganz schön Gewicht, was für uns in so einem Fall nicht nur unangenehm ist, sondern auch richtig gefährlich werden kann. Um dieses Verhalten zu ändern und dem Pferd beizubringen sein Gewicht selber zu tragen, forderst Du es einfach noch mal zum Anheben des Beines auf, selbst wenn es schon oben ist. So balanciert es sich bzw. sein Gewicht dann wieder neu um und trägt sich selbst. Hilft dies nicht, kannst Du ihm auch beibringen, das Bein frei oben zu halten, also ohne, dass Du den Huf festhältst.
Hierfür forderst Du es zum Anheben des Hufes auf, wie gehabt. Etablierst aber zusätzlich ein Kommando für das Absetzen. Setz Dein Pferd den Huf wieder ab, bevor das Kommando dafür gegeben wurde, lass es diesen wieder anheben, warte einen Moment und gib dann das Kommando zum Absetzen. Anschließend kannst Du die Intervalle dann steigern. Und zwischendurch natürlich das Loben nicht vergessen
Was, wenn das Pferd beim Hufegeben tritt?
Tritt ein Pferd beim Hufegeben, ist es wahrscheinlich ein Zeichen von Überforderung. Gehe beim Training einfach noch mal so weit zurück, bist Du an einem Punkt bist, an dem Dein Pferd nicht tritt und arbeite Dich von da aus noch mal langsam weiter vor. Auch solltest Du körperliche Beschwerden ausschließen, die es dem Pferd erschweren die Hufe zu geben und oben zu halten.
Was, wenn das Pferd beim Schmied nicht stillsteht?
Das Beschlagen, oder auch die Hufbearbeitung allgemein, ist schon mal eine größere Herausforderung für ein Pferd, als das Hufegeben alleine. Hier wird der Huf zusätzlich bewegt und die Schläge beim Beschlagen stellen das Gleichgewicht auf eine ganz besondere Probe. Hat Dein Pferd hier Probleme, kannst Du ihn mit Trockenübungen helfen.
Bewege die gegebenen Hufe in verschiedenen Richtungen, hebe das Bein mal etwas höher als normal oder hole es nach vorne. Klopfe mit der flachen Hand oder der Rückseite eines Hufkratzers auf der Hufsohle herum. Lass Deiner Fantasie hierfür einfach freien Lauf.
Viel Spaß beim Üben :)