Pfüschbär, Flauschie, Fellnase – Ich liebe es, wenn meine Tiere in der kalten Jahreszeit ihr flauschiges Winterfell bekommen <3
Dabei ist das dicke Kuschelfell nicht nur zur zum Knuddeln da. Vielmehr ist es eine hoch funktionelle Faser, die unsere Vierbeiner vor den nassen und kalten Wetterbedingungen im Winter schützt. Was es genau mit dem Winterfell der Pferde auf sich hat, wie es aufgebaut ist und wie es funktioniert, erkläre ich Dir in folgendem Artikel.
Thermoregulation – Wie halten sich Pferde warm?
In der freien Natur gibt es weder warme Ställe noch Thermodecken für Pferde. Auch ziehen sie sich bei Kälte, Sturm und Regen nicht etwa in Höhlen zurück. Abgesehen davon, dass sie sich bei allzu starkem Regen mal unter ein paar Bäumen oder ähnlichem unterstellen, ist ihr ganzer Körper darauf ausgelegt, dem Wetter zu trotzen und sich selbst vor Kälte und Nässe zu schützen.
Die wichtigsten Organe des Pferdes liegen tief im Inneren ihres Körpers, wo sie zum einen umgeben von Fett, Muskeln, Haut und Fell gut vor Unterkühlung geschützt sind. Zum anderen werden sie zusätzlich durch den Blutkreislauf war gehalten. Die Durchblutung spielt bei der Thermoregulation eine besonders wichtige Rolle. Sinkt die Außentemperatur, zieht der Körper des Pferdes das Blut aus den äußeren Schichten, insbesondere der Haut, zurück um es vor dem Auskühlen zu schützen und dafür zu sorgen, dass es das Innere des Körpers warm hält. Steigt die Temperatur wieder an, fließt das Blut zurück in die Haut. Bei Hitze schwitzt das Pferd, was zur Abkühlung der Haut und somit auch der Abkühlung des Blutes führt. Dieses wird nun weiter ins Innere des Pferdes transportiert, wo es durch die kühlere Temperatur einer Überhitzung verhindert.
Dadurch, dass es über der Haut Wärme speichert, ist das Winterfell eine wichtige Unterstützung der Thermoregulation der Pferde.
Aufbau, Struktur und Funktion des Winterfells der Pferde
Das Winterfell eines Pferdes besteht, wie das vieler Tiere, aus zwei Haarschichten: aus dem kurzen, dichten Unterfell bzw. der Unterwolle und zum anderen aus dem langen, darüberliegenden Deckhaar.
Die Unterwolle besteht aus vielen kurzen, dicken und sehr dicht wachsenden Haaren. Diese bilden eine dicke, plüschige Schicht unter dem Deckhaar. Die Hauptaufgabe dieser Fellschicht besteht darin, den Körper zu isolieren. Das bedeutet, dafür zu sorgen, dass möglichst wenig kalte Luft von außen an den Körper heran und möglichst wenig Wärme vom Inneren des Körpers nach außen dringt.
Wird es besonders kalt, können die einzelnen Häärchen der Unterwolle durch winzige Muskeln in der Haut aufgestellt werden. Dies sorgt für eine zusätzliche Isolierung, da sich zwischen den aufgestellten Haaren kleine Luftpolster bilden, die die kalte Außenluft zusätzlich vom Körper fernhalten. Dieser Effekt ist im Übrigen der Gleiche, der bei uns Menschen eine Gänsehaut verursacht, wenn wir frieren. Da wir jedoch nur so wenige Haare am Körper haben, ist er bei uns größtenteils wirkungslos.
Die langen Haare der Deckschicht des Winterfells haben einen ganz anderen Zweck. Während die Unterwolle als Schutz gegen die Kälte fungiert, hält das Deckhaar Feuchtigkeit ab. Die Haare sind von einer dicken Fettschicht umgeben, wodurch Wasser an ihnen abperlt und Feuchtigkeit nahezu keine Chance hat, hindurch zu dringen. Dies ist enorm wichtig. Da die Unterwolle zwar dick ist, aber keine Feuchtigkeit abweist, saugt sich diese schnell mit Wasser voll, kommt sie mit Feuchtigkeit in Berührung. Ist sie erst einmal nass, trocknet sie nur sehr langsam wieder auf. Außerdem dringt die Feuchtigkeit so schnell bis zur Haut durch, wodurch diese sehr auskühlt. Damit dies nicht geschieht, ist das Deckhaar nicht nur an sich extrem Wasserabweisend. Es wächst auch so am Körper, dass das Wasser besonders gut und schnell abfließen kann. Beobachtest Du Dein Pferd einmal bei Regen, wirst Du sehen, dass das Wasser regelrecht am Körper vorbei geleitet wird. Es fließt am Hinterteil, an den Pomuskeln, am Hals, an den Schultern und an der Nase entlang nach unten ab.
Wie gut die Isolierung des Winterfells funktioniert, kann man bei Schnee besonders gut sehen. Bei Pferden mit gutem Winterfell, bleibt der Schnee bei starkem Schneefall einfach auf dem Fell liegen, ohne von der Körperwärme zu tauen. Dies ist auch wieder gut für die Isolierung, da der Schnee an sich, durch die in ihm enthaltenen Luftpolster, eine weitere Isolierschicht bildet.
Natürlich ist das Winterfell nicht bei allen Pferden und Pferderassen gleich gut ausgeprägt. Ein Isländer und ein Shetty, die aus eher kälteren Regionen stammen, brauchten ursprünglich natürlich viel mehr und dichteres Winterfell, als zum Beispiel Araber oder iberische Pferde. Dennoch können auch diese Rassen ein ausreichendes Winterfell für unser Klima entwickeln. Die Fellbildung eines Pferdes kann sich im Laufe der Zeit an das Klima anpassen, dem das Pferd ausgesetzt ist. Allerdings dauert dies einige Jahre und klappt nicht von einem Winter auf den anderen.
So gut das Fell der Pferde aber auch an die verschiedenen Wetterbedingungen angepasst ist, ein Unterstand unter dem sich die Pferde vor extremem Wetter, sei es Hitze, Regen, Schnee, Sturm oder Hagel, schützen können, sollte natürlich trotzdem immer gegeben sein.
Das Winterfell heute – wie sich Decken und Ställe auf die Thermoregulation auswirkenIch bin kein Freund davon Pferde in geschlossenen Ställen zu halten. Abgesehen von der mangelnden Bewegung, dem nicht stattfindenden Sozialleben und weiteren nicht erfüllten Grundbedürfnissen, zerstören warme Ställe im Winter die Thermoregulation der Pferde. Genau wie das Scheren und Eindecken, wovon ich ebenfalls weder einzeln, noch in Kombination ein Fan bin. Natürlich gibt es Ausnahmen. Alte und kranke Pferde zum Beispiel oder solche, die sich eben tatsächlich noch nicht an das vorherrschende Klima angepasst haben. Bevor solche Pferde frieren, sollten sie natürlich eingedeckt oder zur Not auch vorübergehend
in einen Stall geholt werden.
Bei gesunden Pferden ist das Winterfell aber ein ausreichender Schutz bei fast allen Wetterlagen.
Die Thermoregulation eines Pferdes kann nur dann richtig funktionieren, wenn sie regelmäßig beansprucht und somit stimuliert wird. Dies ist in Ställen und unter Decken nicht der Fall. Hier wird der Körper des Pferdes für die entsprechenden Jahreszeiten unnatürlich warmgehalten, wodurch die Thermoregulation heruntergefahren wird.
Kommt das Pferd dann aber hinaus in die Kälte oder die Decke wird abgenommen, ist der Körper nicht in der Lage sich schnell genug auf die veränderten Verhältnisse einzustellen – das Pferd friert.
Neben diesem Problem haben eingedeckte Pferde noch weitere Schwierigkeiten:
Der Körper eines Pferdes ist nicht, wie der von uns Menschen, in der Lage einzelne Körperteile zu heizen oder abzukühlen. Ist eines von beiden notwendig, betrifft dies immer den kompletten Pferdekörper. Trägt ein Pferd eine Decke, bedeckt diese aber immer nur einen Teil des Körpers. Mindestens die Beine und der Kopf, meist auch noch der Hals sind nicht bedeckt. Die fehlende Steuerungsmöglichkeit der Thermoregulation führt nun dazu, dass entweder die nicht bedeckten Körperteile frieren oder aber der eingedeckte Bereich des Körpers zu warm wird.
Zudem verhindern Decken, die ja auf dem Fell liegen, dass sich die Haare der Unterwolle, wie zuvor beschrieben, aufrichten können. Ist also zum Beispiel eine leichte, dünne Decke mal nicht warm genug, hat das Pferd keine Chance sich selbst durch seine körpereigenen Mechanismen vor der Kälte zu schützen.
Dass das Scheren die Funktion des Winterfells komplett zunichtemacht und dadurch die Thermoregulation eines Pferdes massiv stört, ist, denke ich, klar. Wo keine Deckhaare und Unterwolle mehr sind, können sie auch ihren Sinn und Zweck nicht mehr erfüllen. Decken können diese Funktion aber nicht ausreichend und nur, wie oben erklärt, mit weiteren negativen Folgen ausgleichen.
Wer übrigens wissen möchte, welche Auswirkungen lustige Schermuster und -motive im Winterfell haben, kann sich ja mall ein dickes Loch – oder ein hübsches Muster – in die Winterjacke schneiden. So kann der Reiter die Auswirkungen gleich am eigenen Körper testen.
Das macht doch keiner? – Na dann tut es auch bitte nicht Euren Pferden an! :)