Auf den ersten Blick haben Dressur und Natural Horsemanship
Training ziemlich wenig miteinander zu tun. Während die Pferde in der
Dressurstunde arbeiten und mit gymnastizieren und Übungen und Lektionen
körperlich gefordert und gefördert werden, gleicht Natural Horsemanship Training oft mehr einem Spiel zwischen Pferd und Mensch.
Gut
und fair gerittene Dressur ist in meinen Augen etwas sehr Schönes. Sie
drückt für mich ein harmonisches Miteinander von Pferd und Reiter und
eine feine Kommunikation durch nahezu unsichtbare Hilfen aus. Dabei geht
es nicht zwingend um hohe Lektionen wie
Piouretten und Piaffe, sondern vielmehr um gesundes, gymnastizierendes reiten und
darum das Pferd so locker und gesund zu erhalten. Dies sollte etwas
sein, bei dem sich Pferd und Reiter wohlfühlen.
Hilfen verfeinern
Ein wichtiges Ziel des Natural
Horsemanship ist es, eine feine und klare Kommunikation zwischen Pferd und Mensch
aufzubauen. Das Pferd lernt auf den Menschen und dessen Körpersprache zu
achten und darauf zu reagieren. Sind Pferd und Mensch ein eingespieltes
Team, reichen oft schon minimale,
von außen kaum wahrnehmbare Zeichen zur Verständigung. Hierfür ist es aber wichtig, dass die Basis der
Kommunikation stimmt und das Pferd von sich aus auf den Menschen achtet
und mit ihm zusammenarbeiten möchte.
Hat
ein Pferd-Reiter-Paar es geschafft, sich eine solche Basis aufzubauen,
ist es ein Kinderspiel diese feine Kommunikation mit in den Sattel zu
nehmen und im Dressurtraining einzusetzen. Durch die gemeinsam
erarbeitete Basis weiß der Reiter wie er sich auch mit kleinsten Hilfen,
zum Teil nur durch Veränderungen des eigenen Energielevels, deutlich
ausdrücken kann. Das Pferd hat gelernt, diese feinen Hilfen wahrzunehmen
und darauf zu reagieren.
Kraft
und negativer Druck – die meiner Meinung nach sowieso nichts im
Pferdetraining zu suchen haben – werden überflüssig. Das gesamte Bild
und vor allem das Gefühl von Pferd und Reiter wird leicht und locker und
harmonisch.
Freude an der Arbeit Vor allem für Pferde, die eher mit weniger Motivation an die Dressurarbeit herangehen, können durch Natural Horsemanship
Training ganz neue Freude an der Arbeit mit dem Menschen bekommen.
Fehlende Motivation beim Pferd kommt oft daher, dass es zum einen keinen
Sinn in der von ihm geforderten Aufgabe sieht. Zum anderen ist auch
Langeweile ein echter Motivationskiller. Es ist wenig spannend für das
Pferd, im Training immer nur die das Gleiche zu machen. Natural Horsemanship
Training ist hier – natürlich neben vielen anderen Möglichkeiten – eine
willkommene Abwechslung und bringt frischen Wind in die Arbeit. Weitere
Tipps und Tricks für ein abwechslungsreiches Training findest du auch
hier.
Auch macht diese Art des Trainings deutlich mehr Sinn für das Pferd,
als stupides Durchreiten von Aufgaben. Durch den spürbaren Erfolgt, den
ein Pferd nach jeder gelösten Aufgabe erlebt, macht es ihm deutlich mehr
Freude mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Dabei ist es erst einmal
gar nicht so wichtig, dass du mit negativer (pressure and
Release) oder positiver Verstärkung (Lob, Leckerlis) oder einer
Kombination aus beidem arbeitest, da das Pferd in allen Fällen einen
direkten Benefit aus dem Lösen der Aufgabe zieht. Erfahrungsgemäß kann
ich aber sagen, dass eine Kombination aus beidem oft am besten
funktioniert. Mehr zum Thema erfährst du
hier.
Diesen Spaß an der Arbeit kannst du ganz einfach mit in den Sattel nehmen, indem Du Deinem Pferd auch nach jeder gelösten Dressuraufgabe ein gutes Gefühl durch Pause und Lob gibst. Aufgaben können hierbei schon bei banale Dinge wie das Folgen des Hufschlags bei einem jungen Pferd anfangen und bis hin zu höchsten Lektionen gehen. Was für dein Pferd eine Aufgabe ist, für die es belohnt werden soll, ist ganz individuell je nach Charakter und Können
sehr unterschiedlich. Während manche Pferde auch in fortgeschrittener
Ausbildung schon bei kleineren Übungen immer wieder eine Bestätigung
brauchen, reicht bei anderen, selbstbewussteren Vertretern ein dickes Lob wenn Sie eine schwere Aufgabe gut gemeistert. Allgemein ist mir aber lieber, ich lobe fünfmal zu viel, als einmal zu wenig.